Ein Ahnenpass

Langweilige Familienfeste bekamen ab sofort einen interessanten Aspekt. Ich ergründete die verwandtschaftlichen Beziehungen diverser „Tanten“ und „Onkel“. Alle hießen so in der plattdeutschen Familie meines Großvaters Johann Gerhard Coldewey in Grabstede im Kirchspiel Bockhorn. Er hatte zwei Brüder und neun Schwestern, und in diese Personenansammlung samt Ehepartnerinnen und –partnern, sowie deren Kindern im Alter meiner Eltern galt es, Ordnung zu bringen. Zu der Zeit konnte mein Vater noch helfen.

Ich fragte nach Ariernachweisen, aber in der Bauernfamilie Coldewey gab es so etwas wohl nicht. Da musste ich später die Bockhorner Kirchenbücher zu Rate ziehen.

Meine Großmutter, Anna Elisabeth Coldewey, geborene Meilahn, war schon 1955 gestorben. Sie stammte aus Burgforde. Ein Cousin kannte Nachkommen von ihren Geschwistern, organisierte ein Treffen und ich lernte „neue Verwandte“ kennen. Der Vater von Anna Elisabeth, Eilert Friedrich Meilahn, hatte einen „Ahnenpass“ ausgefüllt, ein DIN A5 großes, vorgedrucktes Heft. Er muss Spaß an der Sache gehabt haben, denn er hat die Familie bis zu ihren „Ammerländer Hausmarken“ zurückverfolgt. Die Westersteder Kirchenbücher haben ihm sicherlich leicht Auskunft gegeben, denn die Familie Meilahn ist seit über 300 Jahren im Kirchspiel Westerstede im Ammerland ansässig.

Ich durfte mir den Ahnenpass kopieren.

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Er ist schuld

Er ist schuld an der ganzen Geschichte – er und meine Freude am Rätseln und Puzzeln.

„Er“ ist mein Großvater Wilhelm Sturhahn. 1900 in Sanderneufeld, Kirchspiel Sande, geboren, hat er beide Weltkriege miterlebt, z. T. mitgemacht und – nicht nur zu meinem Glück – überlebt.

Um 1980 herum bekam ich seinen Ariernachweis in Form eines großen, zusammengeklebten und gefalteten Papiers zu sehen: ein penibel gezeichneter und beschrifteter Stammbaum über etwa 4 1/2 Generationen. Namen, die ich noch nie gehört hatte, Orte wie Bielefeld, Schwarzenmoor und Brake, die ich nie mit unserer Familie in Verbindung gebracht hätte. Ein paar durchgestrichene Angaben, ein oder zwei Fragezeichen – da fehlte etwas! Faszinierend!!! Und diese schöne alte Schrift! Ich bekam noch ein paar Blätter dazu: Kirchenbuchabschriften aus den 30-er Jahren, Belege für die Daten im Stammbaum. Erst viel später erfuhr ich, dass Brake nicht unbedingt an der Weser liegen muss. Es gibt auch ein Brake bei Bielefeld. Im Kirchenbuch finde ich später Einträge mit dem Vermerk: „aus dem Ambte Vlotho“.

Ich durfte den Schatz behalten.

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