Bei Durchsicht des Taufregisters von 1739 im Zeteler Kirchenbuch stieß ich zufällig auf einen besonderen Eintrag.
Quelle: Kirchenbuch Zetel
Am 23. Juny 1739 hat Pastor Claussen in Zetel, Friesland, sein „erstgeborenes Söhnlein – mit seiner geliebten Coldeweyen erzeugt- getauft“. Die Gevattern: Gerhard Coldewey, Pastor zu Hasbergen, Johann Bernhard Coldewey, Past. zu Eckwarden, Catharina Magdalena verwittwete Pastorin Adami aus Delmenhorst, geborene Coldewey.
Bei den Paten ist ja klar: dieses Kind muss auch Pastor werden! Wird es auch: predigt in Bardewisch und Oldenburg.
So viele Coldeweys, mit denen ich – noch – nichts zu tun hatte. Auf die Suche: was ist das für eine „geliebte Coldeweyen“?
Johanna Engel Coldewey wird 1718 als Tochter des Pastors Diedrich Georg Coldewey zu Hasbergen und seiner Ehefrau Catharina Elisabeth, geborene Veltmann, geboren. Sie ist die Jüngste und erst vier Jahre alt, als beide Eltern im Januar 1723 sterben und acht oder neun Kinder hinterlassen. Der älteste Bruder ist 23, die älteste Schwester 21 Jahre alt.
Am 16. 7. 1737, mit 19 Jahren, heiratet Johanna in Zetel den Pastor Johann Georg Claussen, der gerade im Januar 1737 von König Christian VI. auf die Pastorenstelle zu Zetel in Friesland berufen worden war. Ein Jahr später gebiert Johanna dem „Pastoris Loci“ ihren ersten Sohn, der in seinem Taufeintrag entsprechend gewürdigt wird und einen Sinnspruch erhält. Auch Johanna wird als „seine geliebte Coldeweyen“ in besonderem Maße hervorgehoben und geehrt.
Leider ist sie nur bei den ersten beiden Kindern „seine geliebte Coldeweyen“, bei den folgenden dann nur noch „seine Coldewey“. Immerhin wird sie – abweichend vom damals Üblichen – mit ihrem Nachnamen angegeben. Johanna gebiert acht Kinder, alle getauft in Zetel:
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Georg Marcus 23.06.1738
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Margarethe Elsabe 12.08.1739
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Engel Elisabeth 22.11.1741 begraben am 21.6.1744
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Gerhard 25.03.1743
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Sophia Anna 16.07.1745
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Catharina Anna 16.09.1747 begraben am 18.3.1755
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Johann Christian 20.08.1749
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Johann Adam Diedrich 26.12.1751 begraben am 11.1.1752
Auch die Kinder müssen sich mit immer kürzeren Texten zufriedengeben. Für die ersten vier Kinder enden die Taufeinträge – so wie der Abgebildete – mit Sinnsprüchen, die anderen vier müssen ohne auskommen, beim siebten Kind fehlen sogar die Paten. Ansonsten entsprechen ihre Einträge in Länge und Inhalt den in der Zeit üblichen: Datum, Vater, (Vor-)Name der Mutter, Gevattern, Name des Kindes. Auch bei Pastoren werden also Ehefrau, Kinder und schriftliche Vermerke im Kirchenbuch zur „Gewohnheit“.
Johanna stirbt als 34-Jährige zusammen mit ihrem letztgeborenen Sohn, vierzehn Tage nach der Geburt dieses achten Kindes. Beide werden am 11. Januar 1752 in Zetel an der Sankt Martins-Kirche begraben. Im Sterbeeintrag ist sie mit ihrem vollem Namen, ihrem Geburtsjahr und ihren Eltern angegeben.