Anna Maria Tjaden – eine meiner Ur-Ur-Großmütter

Anna Maria wächst in Neustadt (-Gödens) im Hause des Harm Rickels Tjaden auf, da ihre Mutter drei Wochen nach der Geburt des  Kindes stirbt.  Die 19-jährige Patin, Catharina -genannt Trienke – Tjaden,  versorgt das Kind.

Als Trienke 1845 nach Bockhorn heiratet, nimmt sie die elfjährige Anna Maria mit. Der Haushalt in Neustadt hatte sich aufgelöst. Die Eltern und zwei ältere Geschwister waren gestorben, ein weiterer älterer Bruder Hajo lebte nach seiner Eheschließung in Sande, der jüngere Adolph Friedrich war Häusling am Banterdeich. Die jüngere Schwester Almt ist schon 27 Jahre alt und heiratet 1850 in Fedderwarden. Trienke und/ oder ihre Schwester hatten wohl bis zum Tod ihrer Mutter im Januar 1845  den Haushalt geführt. Im Juni heiratet Trienke dann Johann Diedrich Ludwig Gerdes, mit dem sie schon seit Mai 1844 einen vorehelichen Sohn Gerd Hinrichs Gerdes hat. Ihr zweites Kind stirbt kurz nach der Geburt im Oktober 1847, zwei Monate, nachdem ihr Mann in der Fabrik des G. Rabe in Varel tödlich verunglückte. Trienke heiratet im April 1848 Johann Heinrich Wolfteich und zieht nach Schweinebrück, Kirchspiel Zetel. Anna Maria ist zu dem Zeitpunkt 14 Jahre alt. Geht sie noch mit? Oder bleibt sie in der Gemeinde Bockhorn „in Stellung“?

In Bockhorn oder Grabstede lernt Anna Maria jedenfalls ihren ersten Mann Johann Friedrich Janssen kennen. Er ist Brinksitzer, Heuermann und Weber und 16 Jahre älter. Sie heiraten im Mai 1856. Anna Maria ist 21 Jahre alt und im dritten Monat schwanger. Im November kommt ihre erste Tochter Gesche Margarete zur Welt. Es folgen noch sieben Töchter und ein Sohn.
1882 stirbt Anna Marias Mann an einer Brustkrankheit.  Ihre drei ältesten Töchter sind inzwischen verheiratet. Der einzige Sohn Friedrich ist knapp 16 Jahre alt und wird schon arbeiten.  Er stirbt allerdings  drei Jahre später  19-jährig im Krankenhaus in Varel.  Zu dem Zeitpunkt ist Anna Gesine 16 und Sophie 14 Jahre alt. Sie haben die Schule sicherlich schon beendet und sind entweder „in Stellung“ oder  arbeiten im Haushalt.  Die kleineren Mädchen sind 12 und 8 Jahre. Wie und wovon hat so eine alleinstehende Frau mit mehreren Kindern eigentlich gelebt? Grabstederfeld bestand aus ein paar einzelnen Bauernhöfen. Hat Anna Maria bei Bauern gearbeitet? Oder in einer der Ziegeleien in Grabstede?

Ihr Ehemann Johann Friedrich Janssen war Brinksitzer in Grabstederfeld, wie schon sein Vater Gerhard und sein Großvater Johann Renke vor ihm. Er besaß also am Rande des Dorfes ein Haus und etwas Boden von schlechter Qualität, in Grabstederfeld dürfte es von Moor und Heide bestimmt gewesen sein. Wie fast alle Brinksitzer konnte er nicht als Landwirt von dem Ertrag seines Bodens leben und arbeitete als Heuermann für Bauern des Dorfes und als Weber. Nach seinem Tod hatte Anna Maria also Haus und Kinder, Tiere und Gemüsegarten zu versorgen. Ob sie auch bei den Webarbeiten geholfen hat, erfahren wir nicht, denn in den Heirats- und Sterbeeinträgen der Frauen steht vor 1900 fast nichts über deren Tätigkeiten.

Sieben Jahre nach dem Tod ihres Mannes heiratet sie 54-jährig noch einmal: Gerd Christian Janssen. Auch er ist Witwer – seit einem Jahr – und 5 Jahre jünger als sie. Er stammt aus Dringenburg, hat aber mit seiner ersten Frau in Moorhausen bzw. Dangastermoor gelebt.  Nun arbeitet er in Grabstede und bringt  drei oder vier Töchter mit in die Ehe. Johanne ist 15, Anna  12, Wilhelmine Friederike  11 und Marie 10 Jahre alt.  Bei Anna Maria leben vielleicht noch Mine mit 16 und sicherlich Marie mit 12. Jahren.

„Nun gibt es die kleine und die große Marie“ – so wurde es dem Enkel der kleinen Marie überliefert und dieser Satz veranlasste mich, mir das Leben von Anna Maria genauer anzusehen und zu beschreiben. Der Enkel, Gerd-Christian B., genannt nach seinem Großvater,  rief mich an und erzählte ein bisschen. Demnächst treffe ich die Enkelin Marianne K., seine Schwester. Ob ich noch weiteres erfahre? – Ja, hab ich! Die „kleine Marie“ musste mit 12 Jahren – wie fast alle Mädchen –  beim Bauern helfen. Sie musste melken und die Kuh trat ihr des öfteren den Eimer um. Außerdem musste sie kleine Kätzchen ertränken, was ihr natürlich nicht gefiel. Als sie später „in Stellung“ war, ging es ihr besser, dort musste sie z.B. dem Fräulein die Bluse mit ganz vielen Rüschen bügeln

Doch zurück zu meiner Ur-Ur-Großmutter Anna Maria. Sie wird 74 Jahre alt und überlebt damit sechs ihrer eigenen Kinder.  Sie wird am 10. März 1908 in Bockhorn begraben.  Am 13. Mai 1909 stirbt auch ihr Mann, Gerd Christian Janssen.

Eine Antwort zu Anna Maria Tjaden – eine meiner Ur-Ur-Großmütter

  1. Gudrun Oeltjen-Hinrichs sagt:

    Liebe Frau Grosse! Von ganzem Herzen möchte ich Ihnen danken für Ihre Recherche und das Sie Ihre Erkenntnisse veröffentlichen! Darin steckt so unglaublich viel Zeit und Arbeit! – Meine Ururgroßmutter ist Anna Maria Tjaden! Ihre Tochter Anna Gesine ist meine Urgroßmutter. Dank Ihnen habe ich soviele Informationen über meine/unsere Ahninnen und Ahnen erhalten. Ich bin Ihnen unendlich dankbar! Alles erdenklich Gute für Sie in dieser herausfordernden Zeit Liebe Grüße Gudrun Oeltjen-Hinrichs

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