Im zweiten Anlauf ist uns der lange geplante Besuch des Archivs in Allenstein gelungen. Das erste Mal hatte ein Lokführerstreik ihn im letzten Moment verhindert. Dieses Mal haben wir – Irmi und ich – es vor dem Bahn- und Fluglotsenstreik geschafft. Die Reiseroute an sich wäre eine Erzählung wert: per Bahn von Oldenburg nach Olztyn, mit dem Linienbus nach Gdansk, im Flugzeug nach Groningen und mit dem Fernbus nach Oldenburg! Ich benutzte dann noch das Auto von Neuenburg nach Oldenburg und zurück. Die reinen Fahrtkosten lagen – hauptsächlich durch Irmis frühe Buchungen – unter 100 € pro Person. Und alles hat super geklappt!
Wie sonst auch kombinierten wir Arbeit und Urlaub. Das kleine Hotel „Pod Zamkien“ direkt an der Burg in Allenstein war unser Ausgangspunkt. Vier Tage lang ging es nach dem Frühstück ins Archiv, das bis 15 Uhr, bzw. Mittwoch bis 18 Uhr geöffnet hatte. Ein schön heller Raum, freundliche, hilfsbereite Archivare, die auch deutsch sprechen, keine festen Aushebezeiten und das Beste: photographieren – ohne Blitz – erwünscht!!! Das nutzten wir reichlich aus, letztlich nahmen wir sogar die Aufladegeräte mit ins Archiv, damit wirzur Not die Akkus aufladen konnten. Trotz aller Hilfsbereitschaft der Archivare ist aber zu empfehlen, sich zu Hause am PC möglichst genau die Bestände des Staatsarchivs Allenstein durchzusehen und die Signaturen der gewünschten Archivalien zu notieren. Die Vorbestellung klappte bei uns nicht, aber ohne feste Aushebezeiten war das ja kein Problem.
Voller Ehrfurcht schaute ich Salzburger Akten von 1732 bzw. 1738 durch, Emigranten aus dem St. Johannis-Gericht betreffende Erbangelegenheiten und Rechnungen. Ich weiß, die Dokumente sind alle bereits ausgewertet, aber es ist schon ein besonderes Erlebnis, selber in einer fast 300 Jahre alten Akte zu blättern, das schwere Papier zu fühlen und die alten Schriftzüge in brauner Tinte zu lesen oder zu enträtseln.
Unten: Appolonia Schernbergerin, geb. Leiner vererbt Geld an ihre drei Söhne Lorentz, Nicolaus und Wolf.
Dann habe ich das Taufregister Willkischken 1798 bis 1813 von vorne bis hinten durchgesehen und reichlich Photos gemacht. Leider lebte wohl zu der Zeit kein Leiner mehr im Kirchspiel, nicht mal als Pate oder Patin tauchen sie auf, obwohl die Namen angeheirateter Familien noch reichlich verzeichnet sind. Sie leben noch in Ober-Eißeln auf der anderen Seite der Memel und schon in Jestwethen, Ksp. Lengwethen.
Da meine Amalie Leiner, in Pötkallen, Ksp. Altenkirch geboren, nach Rethen heiratete – einen Andreas Martin/ Mertin Schweissing – beschäftigte ich mich mit einem Totenregister 1850 bis 1893 des Kirchspiels Szillen. Es ist nach den Wohnplätzen geordnet. Jemand hat aus dem Sterberegister eines Kirchenbuchs nur!!! den Namen und das Sterbedatum aufgelistet. Weder Alter, Personenstand noch Eltern sind angegeben! Ich hab dann trotzdem im Hinblick auf die allgemein lückenhafte Quellenlage alles durchgesehen und die mir bekannten, bzw. interessant scheinenden Namen notiert, z.B. Am(m)oser, Bend(l)er, Froese, Kessler, Schiemann, Schlemminger, Schweißing, Kahmann, Kakszys. Und ein paar Leiner(t) waren zum Glück auch dabei.
Johann Leinert aus Duden + 20.8.1818 Marie Leinert, verheiratete Am(m)oser, aus Gurbischken + 6.2.1860 Charlotte Leinert aus Puballen + 3.4.1859 Johann Leinert aus Uszlauzen + 1875 Henriette Amalie Leonore Leinert aus Uszlauzen + 1876 Wilkerischken oder Norwilkischken (Argenflur): Carl Julius Leiner + 23.12.1849 Carl Eduard? Leinert + 12.11.1852 Peter Leinert + 12.8.1854 Augustine Leinert + 1872 Lina Leinert + 1879
So schlecht ist die Ausbeute ja gar nicht. Vielleicht kann ich die gefundenen Personen im Zusammenhang mit den mir bereits bekannten Daten zuordnen. Ich puzzle ja gerne!