oder Man sieht nur, was man weiß
Schon aus Kindertagen kenne ich von Radtouren zwischen Roffhausen und Bockhorn – an der alten Bundesstraße 69, heute 210 entlang – das auffällige, alleinstehende, weiße Haus dicht an einem Tief. Mit eisernen Streben war – und ist heute noch – das Wort „Zo(ll)“ daran befestigt. Die beiden „l“ sind der laufenden Zeit zum Opfer gefallen – habe ich gedacht, aber Herr Rüdiger Buhl hat mich eines Besseren belehrt und dann habe ich das auch bei Wilhelm Janßen (Quelle s.u.) gefunden: nicht ZO sondern 20, „Reste von Balkenankern, die auf das Baujahr des Hauses hinweisen“: 1620.
Im Erdgeschoss befand sich bis 1983 der Gasthof Rust, dort gab es für radelnde Kinder Sinalco.
Auf eine Anfrage hin habe ich mich mit dem Ellenser Damm und seinen Befestigungen beschäftigt und so erfahren, dass an und in diesem Gasthofgebäude Reste des Kommandantenhauses einer ehemaligen Festung nachgewiesen wurden.
An dieser Stelle gab es also – schon 1642 – eine Festung mit Kirche, Kommandantenhaus, Häusern für Soldaten, einer Marketenderei und kleineren Wohneinheiten mit Stallgebäuden. Von 1658 gibt es eine Karte mit der Überschrift: „Ellenserdamsche Grundriss“ – gezeichnet ist die Festung. (Quelle: Wilhelm Janßen, Der Ellenser Damm und seine Befestigungen, Oldenburger Forschungen, Neue Folge Band 4). Sie wurde 1676 wieder aufgegeben, da sie den Ansprüchen der Zeit nicht mehr gerecht wurde. Die Wälle verfielen schnell und Gebäude wurden aus Kostengründen abgetragen, lediglich das Kommandantenhaus blieb erhalten und wurde zur Zollstation und irgendwann zum Gasthof. Das Haus steht heute einzeln, einen Ort gibt es an der Stelle nicht.
Was heute „Ellenserdamm“ genannt wird, ist eigentlich nur ein ehemaliger Bahnhof und ein Zollhaus. Der Ort selbst heißt Ellenserdammer Siel und liegt etwa 4 km entfernt von der ehemaligen Festung nahe an Bockhorn. Er hatte ein Siel zur kontrollierten Entwässerung des Binnenlandes und bis 1924 einen Hafen, in dem Klinker verschifft wurden.
Der Ellenser Damm bekam seinen Namen von der damals im Watt des „Schwarzen Bracks“ liegenden Geest-Insel Ellens, auf der mit dem Bau des 3,5 km langen Dammes durch die offene Meeresbucht Richtung Norden begonnen wurde.
Wenn ich das nächste Mal an das interessante Haus komme, werde ich mir das Gelände genauer ansehen. Die Orientierung fällt durch das Gebäude und die Brücke über das noch vorhandene nördliche Sieltief nicht schwer. Jetzt, da ich von der Festung weiß, sehe ich vielleicht noch die wenigen verbliebenen Spuren.