Otto Louis Leiner

Otto Louis Leiner wird am 3. Juli 1903  nach der Schwester Elfriede Amanda und dem Bruder Erich Karl in Danzig geboren. Den Namen Louis erhält er nach seinem Vater. Otto wird im September 1909 in die „Bezirks-Knabenschule der Vor- und Rechtstadt“ eingeschult, schon ab März 1910 heißt sie „Bezirks-Knabenschule in der „Baumgartschengasse“.

Danzig_Bezirks_Knabenschule
Danzig_Klassenphoto_ 1912/13
1912_Schulentlassungszeugnis

Es ist eine sechsklassige Schule, aber Otto – ein guter Schüler – erhält erst im März 1917 sein Abschlusszeugnis. Von September 1913 bis September 1915 fehlen auch die Zeugnisse, die mir sonst nur mit einer Lücke vorliegen. Ein Jahr 1913/14 hat Otto in Kiel gelebt, im Jahr 1914/15 hat durch den Krieg eventuell keine oder nur wenig Schule stattgefunden. Wenn ich Ottos Schulzeit nach den Zeugnissen berechne, hat er genau 6 Jahre auf dieser Schule verbracht.

Otto besucht fleißig die Sonntagsschule in der Garnisonkirche zu Danzig und bekommt dafür von Herrn Schaumann, Militärpfarrer und Konsistorialrat, eine Anerkennung.

Wegen Erinnerungsphotos an Ottos Konfirmation sucht Familie Leiner das Photoatelier „Aloys Arke“ am Holzmarkt auf. Alle Photos aus der Zeit in Danzig stammen aus diesem Atelier.

Im Oktober 1918 beginnt Otto im Maschinenbau-Ressort der Reichswerft bzw. der „Kaiserlichen Marine“ eine Lehre als Kupferschmied. Als er 1920 mit seinen Eltern nach Wilhelmshaven zieht, setzt dort er die Ausbildung an der Marine-Werft fort. Im April 1922 wird er zum Gesellen freigesprochen. Zeugnisse belegen seinen Ausbildungsweg.

Leiner, Otto

Auf dem Photo ist Otto 21 Jahre alt.  Er trägt eine Nadel mit dem Wappen von Danzig. Es war wohl Sitte in der Leiner-Familie, im Alter von etwa 20 Jahren ein Photoporträt machen zu lassen und an Eltern und Geschwister zu verteilen, denn solche Photos, auch von den anderen Geschwistern, habe ich mehrfach in meiner Sammlung.

Da Otto 1920 seinen Wohnsitz in der „Freien Stadt Danzig“ hatte, gibt er im Januar 1922 „auf Grund des Art. 106 des Vertrages von Versailles“ vor dem Stadtmagistrat Rüstringen die Erklärung ab, die deutsche Reichsangehörigkeit für sich in Anspruch nehmen zu wollen und erhält drei Monate später einen „Optionsausweis“.

Fünf Jahre etwa bleibt Otto auf der Marine-Werft in Wilhelmshaven, dann wird er am 19.3.1927 auf eigenen Antrag – so lauten die Papiere – entlassen. Er läßt sich ein Zeugnis ausstellen und begibt sich auf Wanderschaft bzw. Arbeitssuche. Vier Jahre lang zieht er durch ganz Deutschland und arbeitet mehr oder weniger lange Zeit dort, wo er Arbeit bekommt. Immer wieder wird er „wegen Mangel an Arbeit“ entlassen, lässt sich Zeugnisse ausstellen. Papiere, ein „Wanderbuch für den Verkehr im besetzten Gebiet zur Benutzung der badischen Wandererfürsorgestellen“ vom Arbeitsamt Bruchsal, Stempel bescheinigen seinen Weg und seine mehr oder weniger erfolgreiche Arbeitssuche.

Zunächst findet er in Bremen bei der Deutschen Schiff- und Maschinenbau Akiengesellschaft „Weser“ für sechs Monate, dann beim Technischen Betrieb des Norddeutschen Lloyd Bremerhaven für neun Monate Arbeit. Als er wegen Mangel an Arbeit entlassen wird, lässt er sich am 20.6.1928 ein polizeiliches Führungszeugnis ausstellen und zieht Richtung Süden. Es folgen Belege seiner erfolglosen Arbeitssuche von den Arbeitsämtern Frankfurt a.M. 30.6.28, Höchst a.M. 2.7., Mannheim 4.7., Heidelberg 5.7., Bruchsal 6.7. 1928. In Karlsruhe erhält er für sechs Tage Herberge wegen Krankheit und am 13.7. – nach seiner Genesung – wieder den Stempel „Erfolglos um Arbeit nachgefragt“. Ebenso in Pforzheim 16.7., in Eßlingen 17.7., in Göppingen 18.7., Geislingen_Steige 19.7., Ulm 20.7., Günzburg 21.7., Augsburg 23.7., Fürstenfeldbruch 25.7. und Pasing bei München 26.7. 1928.

Am 30.7. findet er für 14 Tage Arbeit in der Papierfabrik Steinmühle in Dachau, bevor er wieder wegen Mangel an Arbeit weiterzieht. Etwa drei Wochen später findet er Arbeit für 2 1/2 Monate in Stuttgart auf der Montagebaustelle einer Düsseldorfer Firma.

Wahrscheinlich verbringt er den Jahreswechsel bei Eltern und Geschwistern in Wilhelmshaven, damals noch Rüstringen. Die Familie Leiner hat immer sehr zusammengehalten und auch gerne zusammen gefeiert. Trotzdem zieht Otto Ende Januar 1929 nach Bremen, dort hat er für sieben Monate Arbeit bei der AG Weser, es folgen 15 Monate bei Blohm und Voss in Hamburg. Von Februar 1931 bis November 1932 ist er nochmals bei der Marine-Werft in Wilhelmshaven beschäftigt, bevor er wieder wegen Mangel an Arbeit entlassen wird.

Er bleibt aber nun in Wilhelmshaven und nimmt wohl Gelegenheitsarbeiten an, denn weitere Bescheinigungen existieren nicht.

Hier lernt er seine zukünftige Frau Anny Gesine De Vries kennen. Am 3. Juni 1933 heiraten die beiden in Wüppelser Altendeich, Kirchspiel Hooksiel. Sie leben in Wilhelmshaven und dort werden Tochter Anneliese und ein Sohn geboren.

Otto ist Soldat im 2. Weltkrieg und kommt letztlich nicht zurück. Er gilt seit Januar 1945 als vermisst.

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. gibt als Todes- bzw. Vermisstendatum den 1. Januar 1945 in Breslau an.  Die Tochter besitzt aber noch einen Brief ihres Vaters an ihre Mutter Anny vom 12. Januar 1945, allerdings ohne Ortsangabe. „Tante Hanna“ erhielt eine Nachricht aus Breslau und auch Annys Bruder Georg hat zum 26.1.1945 noch eine Geburtstagskarte aus Breslau bekommen. Für die Familie stimmt also der Ort, an dem Otto gestorben ist, aber nicht sein Sterbedatum.

Anny Leiner heiratet nicht wieder. Sie zieht ihre Kinder allein auf und stirbt 1998 in Wilhelmshaven.