Spätestens im Zweifelsfall – Original einsehen

Ich weiß – eigentlich sollte ich zu meinen genealogischen Forschungen immer das Original heranziehen. Eigentlich – aber ich gestehe, dass ich dazu weder Zeit noch Lust habe und gerne auf Ergebnisse meiner Mitstreiterinnen und Mitstreiter zurückgreife. Ihnen sei Dank, allen, die mir Daten aus eigenen Aufzeichnungen überlassen haben, allen, die Datenbanken erstellen und veröffentlichen und allen, die in langwieriger Arbeit Ortsfamilien- oder Ortssippenbücher zusammenstellen.

Aber – wenn sich Zweifel melden, dann wächst in mir der Forscherdrang, dann will ich es genau wissen und gebe mich nicht länger mit Angaben und Annahmen Anderer zufrieden. Dazu muss es sich nicht einmal um meine eigenen Vorfahren handeln, das Rätsel oder Puzzle an sich ist Anreiz genug – es verlangt einfach eine Lösung von mir und die Gedanken daran geistern tage- oder wochenlang durch meinen Kopf, zusätzlich blockieren sie manchmal in Form von Namenskärtchen, Papierbögen und Klebstoff alle möglichen Ablageflächen im Wohn- und Arbeitszimmer. „Immer noch?“, fragt dann wohl meine Mutter und Forscherkollegin, indem sie ungläubig lächelnd das bereits seit vier Wochen ausgebreitete Ensemble betrachtet. Ja, immer noch nicht aufgegeben. Doch kommt es leider dann doch vor, dass so ein Rätsel trotz Einsatz von Höfelisten, Erdbüchern und Ähnlichem ein Rätsel bleibt und schließlich – endlich – hoffentlich nur vorläufig – schweren Herzens von mir losgelassen, zusammengepackt und abgeheftet wird. Wie unbefriedigend!!!!!!! So unfertig ruhen nun z.B. die Familien Wilkenjohanns aus Zetel in meinen Unterlagen.

Umso erfreulicher ist es, den eigenen Zweifeln nachzugehen und sie erfolgreich aus dem Weg räumen zu können. In den 30 Jahre meiner genealogischen Arbeit habe ich nie gefunden, dass ein Ehepaar zwei Kindern genau den gleichen Namen gab, ohne dass das eine Kind vor der Taufe des anderen gestorben war.

So konnte ich nicht glauben, dass Gerd Hinrich Lüdemann und seine Frau Hille Margarethe Wehrs (Weyers) – laut OFB Jade – ihre Töchter, geboren im Abstand von etwa zwei Jahren, Juni 1797 und Januar 1799,  Anna Eliesabeth nennen, beide Mädchen überleben, heiraten und 60/70 Jahre alt werden. Die Diskussion darüber – Namen stehen so im Taufregister – Großmutter Eliesabeth Lüdemann war bei beiden Kindern Taufpatin – unterschiedlicher Rufname – Sterbedaten stimmen mit den Geburtsdaten überein – stachelte mich nur an, den Sachverhalt genauer zu untersuchen. Ein Besuch im Staatsarchiv OL stand sowieso gerade an und so gab das KB Schweiburg in Form relativ gut lesbarer Micro-Fiches ziemlich schnell Auskunft. Der Vater der ersten Anna Eliesabeth, geboren im Juni 1797, hieß Johann – deutlich zu lesen und mit vier anderen Johanns auf derselben Seite zu vergleichen. Also nicht Gerd Hinrich! Der Traueintrag im Mai 1797 gibt Aufschluss darüber, dass Johanns Frau zwar auch Hille Margarethe hieß, aber eine geborene Janßen war. —- Na also! Das war ja ein Rätsel der niedrigsten Schwierigkeitsstufe! Die Lösung hat trotzdem zwei Stunden gedauert, aber auch besonderen Spaß gemacht. Zufällig saß ein Forscherkollege mit im Raum, der meine Zweifel an diesem speziellen Fall teilte. So haben wir uns kennengelernt und ein paar Daten unserer gemeinsamen Lüdemann-Vorfahren erarbeitet.

Zu allem Überfluss gab es noch eine dritte Anna Eliesabeth Lüdemann am 22. Januar 1799, Eltern: Harm Lüdemann – höchst wahrscheinlich ein Bruder zu Johann und Gerd Hinrich – und Frau Anna, geborene Wessels. Eine der Schwägerinnen Hille Margarethe Lüdemann war Patin. Da haben also drei Brüder ihre erste Tochter nach der eigenen Mutter, der Großmutter der Neugeborenen, genannt: Anna Eliesabeth.

Hier die Kirchenbucheinträge, soweit ich sie nachgeschaut habe. Es fehlt die Eheschließung von Harm Lüdemann:

Lüdemann, Anna Eliesabeth, * 20.6.1797,  getauft am 25.6.1797
Eltern: JOHANN Lüdemann und seine Frau Hille Margarethe
Paten: Eliesabeth Lüdemann – Großmutter, Anna Eliese Bargmann.
Quelle: KB Schweiburg, Taufregister 1797 Nr. 8

Lüdemann, Anna Eliesabeth, *13. 1 .1799, getauft am 15.1.1799
Eltern: GERD HINRICH Lüdemann und seine Frau Hille Margarethe
Paten: Dierck Wehrs von Einstw. (??? Ort schlecht lesbar)- Großvater, Eliesabeth Lüdemann – Gr0ßmutter und der Vater des Kindes
Quelle: KB Schweiburg, Taufregister 1799, Nr. 3

Lüdemann, Anna Elisabeth, *22.1.1799, getauft am 24.1.1799
Eltern: HARM Lüdemann und seine Frau Anna
Paten: Wittwe Büsing, Hille Margarethe Lüdemann, Johann Hinrich Hillmann
Quelle: KB Schweiburg Taufregister 1799, Nr. 4

oo 11.5.1797 Johann Lüdemann, des Gerd Hinrich Lüdemann, Heuermann in Süderschweiburg, ehelicher Sohn mit
Hille Margarethe Janßen, des Johann Janßen, Heuermann zu Jahderberg, eheliche … Tochter
zu Hause in Schweiburg am 2ten ……. getraut. (kein Wunder! Sie war höchst schwanger 😉
Quelle: KB Schweiburg, Trauregister (Nr. vergessen zu notieren)

oo 9.4.1798 Gerd Hinrich Lüdemann, Sohn des Gerd Hinrich Lüdemann, Heuermann in Süderschweiburg, ehel. Sohn mit
Hille Margarethe Wehrs, des Dierck Wehrs, Heuermann in Schweiburg, eheliche Tochter.
Quelle: KB Schweiburg, Trauregister 1798 Nr. 4

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