Stepponischken Stepponiszken Steponiskiai

Nachdem ich auf meiner Reise durch Litauen Stepponischken ja nach einigem Suchen gefunden habe, wollte ich mir Hintergrundwissen verschaffen und habe das Internet nach Informationen durchsucht. Hier kommt jetzt mein Versuch einer lesbaren Zusammenstellung.

Steponiskiai liegt in Litauen im Memelgebiet ca. 16 km nordöstlich von Tilsit entfernt, also in Richtung Tauroggen. Es ist/war ein Wohnplatz/ Ort/ Dorf/ Gemeindeteil von Cullmen-Laugallen. Auf allen Karten – von der Schroetter-Karte 1802 über das Urmesstischblatt Nr. 48 (siehe GenWiki) bis zu einer heutigen litauischen Karte für Touristen- besteht der Ort aus wenigen verstreut liegenden Höfen.
1785 ist Stepponischken als Dorf mit 3 Feuerstellen angegeben.*
1815 brennen dort 4 Feuerstellen, an denen 12 Seelen leben.*
1836 ist es lt. Kraats im „Topographisch-statistischen Handbuch des Preussischen Staates“ ein Dorf mit 52 Einwohnern.
1850 verzeichnet es Fr. W. Messow im gleichnamigen Handbuch als Dorf im Kreise Tilsit.
Im August 1893 wird Stepponischken eingemeindet – „Wegfall durch Eingliederung“ wird das genannt – und der Name ändert sich in „Landgemeinde Kullmen-Laugallen“; letztere kommt im Mai 1939 zur Gemeinde Schäcken, die ab Oktober 1939 zum Kreis Tilsit-Ragnit gehört. * Auf dem Messtischblatt 0898 Willkischken des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie 1913-1941 ist die Ortsbezeichnung Stepponischken verschwunden. 

*Quelle: Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreussen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg. Bez. Westpreussen (1919-1939)

Ich hatte bei meiner Suche zufällig so ein Messtischblatt „ohne“ und eine wunderbare Straßenkarte mit litauischen und deutschen Bezeichnungen dabei, aber ebenfalls ohne das kleine Örtchen Stepponischken. Ich wusste, wo es ungefähr liegen muss. Das bedeutete einen Tag Frust!! Zu meinem (Forscher-) Glück haben die Litauer aber die alte Ortsbezeichnung „Steponiskiai“ wieder aufgegriffen und ich konnte anhand einer modernen, kleinen, litauischen Karte für Touristen den Wohnplatz finden. Danach und nach Augenschein in der Realität kommen zwei oder drei Höfe für den Ort in Frage. Der Dritte liegt so nahe bei Schäcken/ Sakiai, dass er dorthin gehören könnte.

Es gibt in der Landschaft übrigens kaum Straßenbezeichnungen oder Ortsschilder. Sakiai hat eines, ansonsten ist es das Sicherste, sich an den Flüssen zu orientieren, die haben nämlich Namensschilder, wenn die „Straße“ sie kreuzt. In diesem Fall halfen die „Vilka“ und die „Kulmena“, die vielen Orten und der Gemeinde als Namenszusatz dient. Neben Kulmen/ Kulmenai finden sich auf den älteren Karten Kulmen-Kulken, Kulmen-Jennen, Kulmen-Laugallen, Uszkulmen usw. Für „Steponiskiai“ habe ich kein Schild gefunden. Auf der Karte bietet noch die Markierung mit der Nummer 74 einen Anhaltspunkt, das ist einer der alten Friedhöfe, der zweite liegt ca. 300 m entfernt dicht an der Straße.

Nach Stepponischken zieht also mein Ur-Urgroßvater Carl Johann Leiner nach seiner Eheschließung 1870. Seine Frau Marie Mathilde Frenzel ist eine verwitwete Förster in Stepponischken.  Dort wurden auch ihre drei Söhne geboren, die 1870 erst zwei, vier und sechs Jahre alt sind. Carl heiratet also 25-jährig auf einen Förster-Hof und hat drei kleine Stiefsöhne. Mein Urgroßvater, fünf Jahre später geboren, wird sie als seine Halbbrüder in die Familienbibel eintragen.

Im Heiratseintrag 1870 in Willkischken ist für Carl Leiner kein Beruf angegeben. Erst 1882 – im Sterbeeintrag seiner Frau – wird er als Grundbesitzer bezeichnet. 1885 stirbt auch er mit nur  41 Jahren in Stepponischken. Leider habe ich auf den beiden Friedhöfen, die in Sichtweite der Höfe von Stepponischken liegen, weder Grabinschriften für Förster noch für Leiner gefunden.

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2 Antworten zu Stepponischken Stepponiszken Steponiskiai

  1. Stepponat sagt:

    Ein sehr gut gelungener Blog mit vielen interessanten Informationen.

    In einem Forum habe ich gelesen, dass die alten Ortsnamen teilweise auch von den Familiennamen der ersten Siedlern abstammen, die sich dort niederliessen. Gibt es dazu evtl. überlieferte Hinweise? In diesem Zusammenhang sei auch der Ort Stepponaten/Steffenshof bei Tilsit genannt.

    viele Grüße,
    Manfred

  2. Gerhard Lepa sagt:

    Da 1933 in Schäcken geboren bin und bis 1958 teilweise in Uszkullmen wohnte, kenn ich mich dort etwas aus. Ihre Beschreibung ist gut. Kurioserweise benutzen die Litauer nicht die litauisch klingenden Ortsnamen Schalauens, sondern greifen auf ältere Ortsnamen, die irgendwie verloren gegangen sind, zurück. So Stepponischken bei Cullmen-Laugallen und Vielaiciai (Welaten) bei Uszkullmen. Zum Friedhof, er war schon vor 1945 etwas gruslich. Denn durch die sehr aktiven Dachse wurden dort öfter Menschenknochen gefunden. Angeblich hatte der größte Bauer im Ort seine Grabstelle durch Mauernwerk Dachssicher gemacht. Ob es stimmt? Die zwei erhaltenen Höfe gehörten Gronau (an der neuen Straße) und Kimminus. Der Hof zu Schäcken gehörte Papendik/Scherreik. Nach 1945 standen noch alle Höfe. Nur ein Hof in Uszkullmen und ein Wohnhaus in Sterpeiken waren abgebrannt. Das litauische Forscherehepaar Purvinas haben in ihrem litauischen Buch „Kleinlitauens Friedhöfe“, Kaunas, 2010, Steponiskiai 11 mal erwähnt, aber dort nur den Namen Ruddat vorgefunden. Ihre erwähnten Namen hat es zu meiner Zeit nicht mehr gegeben. Auf den Hof Kimminus wohnen die Nachkommen meines Schulfreundes Erwin Bückner. Seine Witwe ist im Sommer auch da. Sie kann noch gut deutsch. Gruss, Gerhard Lepa

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